In den Schleswiger Nachrichten vom 6. Januar 2015 wurde das von Dr. Gerhard Drebes verfasste Buch „Schach in Schleswig“ [2014] vorgestellt. Große Beachtung fand darin ein Schach-Ereignis vom 26.03.1925 in Flensburg:
„(…)Ein herausragendes Ereignis für den Schleswiger Schachverein war die erfolgreiche Beteiligung eines Teams an einem 1925 in Flensburg ausgerichteten Simultanspiel gegen den prominenten Ex-Weltmeister Emanuel Lasker. Der große Meister gewann 27 Partien, remisierte vier Partien und musste sich nur ein einziges Mal geschlagen geben – gegen den Korbmacher Hans Wichert aus Schleswig. „Weltmeister Lasker von einem Schleswiger besiegt“, bejubelten die Schleswiger Nachrichten damals die Schach-Sensation. (…)“ (Quelle: Schleswiger Nachrichten)
Hans (Johann) Wichert (1898 – 1975) war der Bruders meines Großvaters Georg Wichert (1900 – 1965), der zusammen mit ihm in den 1920er-Jahren von Oberfranken (Sassanfahrt) nach Schleswig gezogen war, um als Korbmacher Geld zu verdienen. Hans war 1930 stellvertretender Vorsitzender und Gerätewart im Schleswiger Schachverein. 1964 war er bereits 42 Jahre Mitglied in dem Verein (auch noch danach?).
Der Schleswiger Dr. Gerhard Drebes hatte mir den Artikel aus den Schleswiger Nachrichten vom 31.3.1925 zur Verfügung gestellt:
“ Weltmeister Lasker von einem Schleswiger besiegt
Am Donnerstag den 26. d. Mts. hatte die Schachwelt Schleswigs ihren großen Tag. Es bot sich die seltene Gelegenheit, den Weltmeister des Schachspiels, Herrn Dr. Lasker, kennen zu lernen und sich mit ihm im Schachspiel zu messen.
Herr Dr. Lasker spielte in der „Neuen Harmonie“ in Flensburg in einem Simultanspiel gegen 32 Herren. Vom Schachverein Schleswig waren 8 Herren erschienen, von denen jedoch infolge des gewaltigen Andrangs an Spielern aus allen benachbarten Orten und Vereinen nur 4 Herren am Spiel teilnehmen konnten.
Der um 8 Uhr abends vor einem großen Publikum beginnende Kampf brachte einen stolzen Erfolg für den Schachverein Schleswig. Herrn Wichert, in Firma Schleswiger Korbmöbelfabrik (Schleswiger Industriehof), gelang es, den Weltmeister nach fünfstündigem Kampf zu besiegen und mattzusetzen, während Herr Walkerling ein „Remis“ erzielte. Die beiden anderen Partien gewann der Weltmeister nach 6½ stündigem harten Kampf.
Im allgemeinen jedoch erwies sich die gewaltige Überlegenheit des Meisters. Von den 32 gleichzeitig gespielten Partien gewann er 27 Partien. Der Schachverein Flensburg konnte 3 Partien als „Remis“ für sich buchen.
Gesamtergebnis: 27 : 3 (1½ für Schleswig) (Nachrichtlich von G. Drebes eingefügt: Das Gesamtergebnis lautet korrekt: 29 : 3)
Der Schachverein Schleswig kann stolz auf seinen Erfolg zurückblicken, der zweifellos auf die eifrige Pflege des Spiels im vergangenen Winterhalbjahr zurückzuführen ist. Es wäre sehr zu wünschen, dass alle Anhänger des wahrhaft königlichen Schachspiels dem Verein, der jeden Dienstag Abend 8 Uhr im Vereinslokal „Zur stumpfen Ecke“ seine Spielabende abhält, beitreten. Auch Gäste sind dort stets willkommen.“
Dr. Gerhard Drebes hat seine historische Aufarbeitung des Schachspielens in Schleswig in dem oben bereits genannten Buch „Schach in Schleswig“ festgehalten – siehe frei verfügbares PDF-Dokument auf der Seite des Schleswiger Schachvereins von 1919 e.V.. Über Hans Wichert wird u.a. auf Seite 45 berichtet.