Meine Frau und ich hatten meinem Schwiegervater Horst Kurth vorgeschlagen, seine Heimat in Pinnow (Kreis Regenwalde) noch einmal zu besuchen. Auch wir wollten noch einmal sehen, wo Horst augewachsen war.
Für Horst war es die zweite Reise nach der Vertreibung im Jahre 1947 – damals mit meiner Schwägerin Bettina 1989.
Da Pinnow (polnisch Pniewo, Koordinaten 53.899138, 15.405420) ca. 450 km von Kiel entfernt ist – hierfür müssen mindestens sechs Stunden Autofahrt eingeplant werden -, hatten wir eine Übernachtung auf Usedom (Koserow) eingeplant. Am 21.07.2013 bei Temperaturen um 30 Grad in einem zum Glück klimatisierten Auto fuhren wir dann von Usedom über Swinemünde (Swinoujscie) , Wollin (Wolin) und Plath (Ploty) nach Pinnow (Pniewo).
Nachdem wir uns den Ort an der Hauptstraße 6 angesehen hatten, setzten wir unsere Fahrt über staubige Feldwege zum früheren Köhler-Hof fort. Dort trafen wir eine polnische Familie, die uns herzlich bergrüßte. Leider war zunächst nur eine Kommunikation „mit Händen und Füßen“ möglich, da die Familie kein englisch oder deutsch und wir kein polnisch sprechen konnten. Der Zufall kam uns zur Hilfe: Der polnische Landwirt wusste von einem Besuch eines Polen auf einem Nachbarhof, der in Deutschland arbeitete und einige Tage in seinem Heimatort verbrachte. Der Pole wurde herbeigerufen und nahm gerne die Rolle des Dolmetschers ein.
Der polnischen Familie gehörte auch der Charlottenhof – hier wuchs mein Schwiegervater auf – , der nur noch als Weidefläche genutzt wurde – von den ursprünglichen Gebäuden war nahezu nichts mehr zu sehen. Bei der Fahrt dorthin hatten wir ein wenig Angst um unser Auto, da der Feldweg eigentlich nur noch von einem Traktor befahrbar war. Aber im Schneckentempo kamen wir unbeschadet an.
Es war für uns ein besonders emotionaler Moment, einige Gemäuerreste des alten Charlottenhofes zu entdecken und uns dabei vorzustellen, wie hier früher gelebt und gearbeitet wurde. Auch die alten Kirschbäume fand mein Schwiegervater wieder und zeigte uns seine kleine Kirschernte.